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Glossar und Anmerkungen

von Patricia Jung
  [ roter Legostein ]  

Bash: Wie fast alle Unix-Shells verfügt auch die Linux-Standard-Shell bash über eine eingebaute Programmiersprache, mit deren Elementen man schnell leistungsfähige "Skripte" zur Arbeitserleichterung und/oder Automatisierung erstellen kann. Daher ist sie -- beispielhaft -- in der Abbildung einmal um den "Skriptsprachen u.a. Werkzeuge"- und einmal um den Shell-Baustein aufgeführt.

Client: Dienstprogramm oder Rechner, der die Dienste eines "Servers" in Anspruch nimmt.

Editor: Ein Texteditor ist ein Schreibprogramm, das alle eingegebenen druckbaren Zeichen anzeigt und keine "versteckten" Formatierungen zulässt. Die Palette reicht von einfachen "Gemütern" wie pico oder joe bis hin zu Alleskönnern wie Emacs oder moderne vi-Varianten (vim, elvis), deren Funktionalität ganze Bücher füllt.

FTP: "File Transfer Protocol", ein viel benutzter Internetdienst zum Übertragen von Dateien. Normalerweise muss man auf beiden Rechnern eine Zugangsberechtigung haben, besonders verbreitet ist aber "anonymes FTP", bei dem man mit dem Benutzernamen ftp oder anonymous Zugang zu bestimmten Datei- und Programmarchiven erhält -- unverzichtbar für alle, denen noch ein paar Software-Bausteinchen auf ihrem Linuxsystem fehlen.

GUI: "Graphical User Interface" -- grafische Benutzeroberfläche.

LAN: "Local Area Network" -- lokales Netz, z.B. in einer Firma oder zu Hause.

LaTeX: Dem Textsatzprogramm TeX liegt die Idee zugrunde, den klassischen Bleisatz mit seinen Lettern auf dem Rechner zu abstrahieren und so perfekte Druckstücke zu erhalten. Allerdings ist TeX eine recht komplizierte Programmiersprache. Das Makropaket LaTeX erleichtert die Sache ungemein: Hier schreibt man lediglich die logische Auszeichnung ("Überschriftbeginn" Überschriftentext "Überschriftende") in den zu setzenden Text hinein -- das Setzen übernimmt LaTeX.

TeX/LaTeX eignet sich besonders gut für umfangreiche, eher textlastige Publikationen, besonders auch im naturwissenschaftlich-technischen Bereich, aber zum Beispiel auch Formbriefe.

Wer die LaTeX-Auszeichnungen nicht lernen will, greift auf LyX oder KlyX zurück, bei denen LaTeX zwar im Hintergrund Qualtitätssatz produziert, man seine Textformatierungen aber einfach "zusammen klickt".

Open Source: Freie oder Open-Source-Software ist jedem Interessierten im Quellcode zugänglich und darf auch selbst angepasst werden (wobei man Verbesserungen normalerweise wieder der Allgemeinheit zur Verfügung stellt). Die verschiedenen Lizenzen wie die GNU General Public License oder die BSD-Lizenz sind unterschiedlich restriktiv, was den letzteren Punkt betrifft.

Quellcode: Der für Menschen (mehr oder weniger gut) verständliche Programmtext, der von Programmierern (oder Codegeneratoren) geschrieben wird, auch "Sourcecode" genannt. Das Vorliegen des Quellcodes ist eine Voraussetzung dafür, dass eine Software sinnvoll auf Sicherheit und Korrektheit geprüft werden kann.

Samba: Eine Open-Source-Suite, die als "Ersatz" für einen Windows-NT-Server Windows-Clients im LAN über das "Server Message Block"-Protokoll (SMB) mit Druckdiensten versorgt und für sie Dateien bereit stellt.

Session-Management: Ihre grafische Oberfläche merkt sich den Zustand Ihrer Anwendungen, wenn Sie sich abmelden wollen, und stellt sie beim nächsten Start möglichst genau wieder her.

Fußnoten

1) Was zur Ausstattung eines Systems gehört, ist individuell höchst verschieden. Zugegebenermaßen bin ich bei der Auswahl der Komponenten recht tendenziös vorgegangen, denn zumindest bei der Softwareausstattung hat man auch unter Windows die Qual der Auswahl.

Das Problem: Mit einer Windows-Lizenz kauft man keinen Mailserver mit, eine Linuxdistribution enthält hingegen mindestens einen. Die Officesoftware, das Mailprogramm, ... auch wenn es einen Freewaremarkt unter Windows gibt, ist die Auswahl wesentlich eingeschränkter, und wer evaluiert schon weitere Möglichkeiten, wenn man einmal Geld für eine Software ausgegeben hat?

Wie man es auch nimmt: Der Karton mit der Linuxdistribution und der Karton mit den Windows-CDs lassen sich nicht so einfach vergleichen. Ich habe daher an dieser Stelle die durchschnittliche Ausstattung mir bekannter Windowsfirmenmailserver und Büro-PCs gemischt und stichprobenartig mit der durchschnittlichen Ausstattung (meiner und mir bekannter) Linux-Desktoprechner verglichen. Die Aufzählung ist aus Platz- und Zeitgründen alles andere als vollständig (es fehlen so wichtige Dinge wie Clients zur Nutzung anderer Internetdienste oder auch Editoren) -- eine Marktübersicht wäre an dieser Stelle auch fehl am Platz.

Pedanten werden jetzt anführen, dass auch ein Mailserver eine Anwendung ist. Ich habe ihn deshalb anders gekennzeichnet, weil reine Desktopsysteme eher darauf verzichten werden: unter Windows die Regel, unter Linux ist die Grenze zwischen "Servern" und "Workstations" aufgrund des Baukastenprinzips sowieso fließend.

2) Die grafische Oberfläche von Windows lässt sich nicht austauschen -- bei Linux sind es hingegen einfache Anwendungen, die im Zusammenspiel das GUI bilden.

Viele Dinge, die bei Linux eher unter dem Begriff "Werkzeuge" fungieren, werden unter Windows -- so vorhanden -- ebenfalls eher dem Betriebssystem zugeordnet, z.B. die Shell alias "DOS-Box". Auch hier lassen sich Alternativen finden -- wie wäre es z.B. mit einer bash für Windows? --, doch das erfordert reichlich Eigeninitiative.

Ähnliches gilt z.B. auch für Skriptsprachen: Eine nicht unerhebliche Anzahl von NT-Administratoren setzt z.B. Perl ein. Auch hier wieder ein "kulturelles" Problem: Bin ich es gewohnt, die Wahl zu haben, oder nehme ich das, was mir vorgesetzt wird?

3) Vollständige Aufzählungen aller auf dem Markt befindlichen Distributionen grenzt mittlerweile an Unmöglichkeit. Die Homepages und Downloadmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Distributionen sind z.B. unter http://wespe.linux.tucows.com/distribution.html zusammen gestellt.

Distributionentests und -übersichten wie http://www.linux-user.de/ausgabe/2000/01/Distributionen/distributionen.html können nie erschöpfend sein und geben höchstens Anhaltspunkte für die Suche nach einer guten Lösung, die die eigenen Bedürfnisse befriedigt. Aber zum Glück muss man ja nicht bei der ersten Distribution hängen bleiben, und das Baukastenprinzip erlaubt es letzten Endes, aus dem Rohdiamanten Distribution das perfekte Schmuckstück selbst zu schleifen.

4) Nie gehört? Nunja, als PC-Mensch pflegt man oft zu übersehen, dass es Linux auch für die verschiedenen Mac-Rechner gibt...

5) "Mini-Distributionen" wie muLinux passen auf ein (zwei, drei, ...) Disketten und eignen sich hervorragend als Rettungssystem oder auch, um älterer Hardware neues Leben einzuhauchen -- die meisten "großen" Distributionen sind in ihren Hardwareanforderungen mittlerweile doch nicht mehr ganz so bescheiden.

muLinux (http://sunsite.auc.dk/mulinux/) ist vergleichsweise üppig ausgestattet -- man kann sogar eine grafische Oberfläche installieren. Allerdings sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass ein 486er mit 16 MB RAM plötzlich alle Alterserscheinungen vergisst: Der Komfort eines KDE oder "Monsterapplikationen" wie StarOffice fordern doch eine entschieden bessere Hardwareausstattung.


Braunschweiger Linuxtage 2000