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Es ist nun schon einige Jahre her, daß ich im vermischten Teil einer Freiburger Tageszeitung las, Tamara Danz sei tot. Gestorben mit 43 Jahren, am 24. Juli 1996, an Krebs. Glauben mochte ich das damals nicht, zumal sie den westdeutschen Medien höchstens eine kurze Notiz wert war.

Es wurde der Sommer des Abschieds. Des Abschieds von Menschen, die ich niemals persönlich gekannt hatte, und die trotzdem, spätestens seit den schwebenden Tagen der sterbenden DDR um 1989, wichtig geworden waren, weil ihre Musik, ihre Worte mir so sehr untermalten, was da so greifbar, doch unbeschreibbar in der Luft schwang: Heiner Müller, Rio Reiser und eben die Frontfrau von Silly.

Diese Seite ist ihr gewidmet,

a Tribute to Tamara Danz

[Tamara Danz (Foto)] Über 15 Jahre lang war Tamara Leadsängerin und Projektion von Silly. Wenn ich hier davon spreche, daß Silly eine der populärsten deutschen Rockbands ist, und Sie meinen, von der Truppe noch nie etwas gehört zu haben, ist vermutlich der Eiserne Vorhang schuld: Silly gehörte östlich dahinter, und Tamara starb genau zu dem Zeitpunkt, als sich die Band anschickte, sich auch außerhalb des deutschen Ostens Popularität zu erarbeiten.

Typisch für Wortkultur in der DDR -- sei es Rockmusik, sei es Theater -- waren die Silly-Texte welche, die man zwischen den Zeilen lesen sollte oder wollte, um darin kritische, ketzerische oder aufrührerische Gedanken zu entdecken. Während in den Jahren vor der "Wende" die meisten Liedtexte in Sillys Repertoire von Werner Karma stammten (darunter auch "Bataillon d'Amour"), nahm Tamara mit dem 1993er Album "Hurensöhne" die Feder in die Hand. Eines meiner Lieblingslieder von dieser Platte -- eins, wo man zwischen den Zeilen lesen muß -- ist "Traumpaar".

[Das Silly-Logo] Sillys letztes Album "Paradies" erschien im Frühling 1996 und enthält den Song Instandbesetzt.

Nach Tamaras Tod beschloß der Rest der Band, Tamaras Idee einer Best-of-Kompilation zu verwirklichen. Die beiden Teile eins und zwei enthalten jeweils einen bis dato unveröffentlichten Titel, Tamaras letzte Aufnahmen "Kinder der Nacht" und "Nr. Sicher".

Silly, das waren dann nur noch Ritchie Barton (Keyboards, Piano, Programmierung, Percussion), Uwe Hassbecker (Gitarren, Synthesizer, Programmierung, Percussion, Violine), Jäcki Reznicek (Baß) und Herbert Junck (Drums, Percussion).

Still ist es um sie geworden, aber immer mal wieder tauchen sie wieder auf -- sei es auf der 1998er "Tour d'Amour" mit City, wo Toni Krahl bei Silly-Songs den Gesangspart übernahm, oder auch als Top-30-Hit von unverhoffter Seite: Joachim Witts Cover-Version von "Bataillon d'Amour", erschienen auf seinem 2000er Album "Bayreuth 2", schaffte das, was Silly verwehrt blieb: den kometenhaften Aufstieg in den gesamtdeutschen Charts.

Dann, am 31. Mai 2005, verstarb auch Herbert Junck, der geniale Schlagzeuger der Band, an Krebs. In Erinnerung an ihn und Tamara geht der Rumpf der Band samt Gästen wie City-Frontmann Tony Krahl und Joachim Witt im Herbst 2005 noch einmal auf Tournee:


Discographie
Weitere Veröffentlichungen über Silly


Die Abbildungen auf dieser Seite sind dem Booklet zur 1996er CD "Paradies" entnommen, das Foto stammt von Jim Rakete.
created: 11/09/98 last update: 13/10/05 by Patricia Jung.